Wenn man es recht bedenkt, ist der Mensch oft eine eher negativ-geneigte Person. Wir erinnern uns besser an das, was schief ging, anstatt an schöne Dinge. Wir halten länger an Wut, Hass und Streit fest, als an schönen Momenten, Fröhlichkeit und Lachen. Damit erschweren wir uns das Leben oft selbst. Glücklicherweise sind wir aber auch lernfähig. Dankbarkeit ist ein Weg, stärker mit den positiven Seiten in deinem Leben in Verbindung zu treten.
Die Bitch in deinem Kopf
Wir fokussieren uns oft auf das, was wir nicht besitzen. Ich habe noch nicht den Körper, in dem ich mich wohl fühle. Ich habe noch nicht den Mann oder die Frau meiner Träume gefunden. Finanziell könnte es besser um uns stehen. Irgendwann will ich mehr freie Zeit haben, aber jetzt habe ich gar keine.
Stell dir vor, du hättest eine beste Freundin, die den ganzen Tag neben dir herläuft und dir ununterbrochen ins Ohr quatscht. Sie zählt dir auf, was du alles nicht hast, wer du alles nicht bist und was du alles noch nicht erreicht hast. Wenn du isst, weist sie dich darauf hin, dass du doch noch diese fünf Kilo loswerden wolltest. Wenn du shoppen bist, erinnert sie dich an das finanzielle Polster, das du dir zulegen wolltest. Und wenn du faul auf der Couch liegst, anstatt rauszugehen, sitzt sie Nägel feilend neben dir und macht Kommentare über dein nicht existentes Liebesleben.
Würdest du mit einer solchen Person befreundet sein wollen? Nein? Wieso trägst du sie dann in deinem Kopf mit dir herum?
Konzentriere dich auf das was du hast
Es ist nicht einfach, diese Endlosschleife von “was ich alles noch nicht besitze oder erreicht habe” abzustellen. Die sozialen Medien, in denen wir uns herumtreiben, machen es da auch nicht besser. Wir sehen Urlaubsbilder und Progress-Pics von anderen, erfolgreicheren Menschen und sitzen seufzend davor. Während wir etwas betrachten, was wir noch nicht haben. Dankbarkeit zu empfinden, fällt da schwer.
Versteh mich nicht falsch, mit der richtigen Einstellung können die sozialen Medien durchaus motivierend sein. Wenn du dir feste Ziele setzt, im Kopf hast, was du schon alles erreicht hast und dir die Bilder anschaust, um dein nächstes Ziel immer vor Augen zu haben, ist das ganz wunderbar.
Aber genau diese Einstellung kommt eben nicht einfach so. Du musst sie dir erarbeiten und immer wieder festigen, damit du nicht abrutscht, wenn es mal länger dauert. Dabei hilft es, sich auf das zu konzentrieren, was du schon erreicht hast. Und das immer wieder.
Warum Dankbarkeit wichtig ist
Dankbarkeit schön und gut, aber was bringt mir das im echten Leben? Lösen sich meine Schulden auf, wenn ich dankbar bin, laufen zu können? Oder ist die Beziehung zu meinem Partner/meiner Partnerin plötzlich besser, weil ich heute früh dankbar war, dass die Sonne so schön scheint?
Natürlich nicht. Du kannst dich nicht hinsetzen, fünf Minuten täglich dankbar sein und dann erwarten, dass du plötzlich Millionär, zwanzig Kilo leichter oder in einer glücklichen Partnerschaft bist. Trotzdem kann dir die Übung, jeden Morgen oder Abend fünf bis zehn Dinge aufzuschreiben, für die du Dankbarkeit empfindest, durchaus einen positiven Effekt auf dein Leben haben.
Wir Menschen sind ungeduldig. Und je schneller die Welt, in der wir leben, wird, desto ungeduldiger werden auch wir. Wir wollen uns nicht über Monate beim Sport abrackern und auf unsere Ernährung achten. Stattdessen wollen wir eine Fatburner-Pille und einen Detox-Tee, mit dem wir bis nächste Woche fünf Kilo verloren haben, ohne uns weiter anzustrengen. Wir wollen lieber viel Geld im Lotto gewinnen, anstatt es uns zu erarbeiten und unsere Finanzen regelmäßig zu regeln. Weil es viel schneller geht.
Ja, es ist anstrengend, diese kleinen Dinge zu tun, die erstmal keinen riesigen Effekt auf unser Leben haben. Aber trotzdem sind sie es wert. Weil sie auf lange Sicht dafür sorgen, dass wir uns besser fühlen. Dass wir glücklicher sind und uns bewusster sind, was wir haben.
Das Journal für Dankbarkeit
Och nee, schon wieder ein Journal? Ich weiß, wenn man sich im Internet umsieht, muss man um die fünfzig verschiedenen Journale führen. So viele, dass man gar nicht die Zeit hat, all die Dinge zu erleben, die man darin festhalten soll. Meine Empfehlung: Probiere Neues für eine Weile (Wochen oder Monate) aus und prüfe, ob es etwas für dich ist. Und wenn nicht: Verwirf es und probiere was anderes.
Ein Dankbarkeits-Journal muss dabei keine große Arbeit bedeuten. Schnapp dir irgendein dünnes Notizbuch und irgendeinen Stift, stelle deinen Handywecker auf fünf Minuten und dann schreibe 5 bis 10 Dinge auf, für die du dankbar bist.
Wichtig ist es, die Dinge nicht einfach nur durchzurattern oder jeden Tag das Selbe zu schreiben. Beschäftige dich tatsächlich mit den Punkten, die du aufschreibst. Hast du deine tollen Freunde auf der Liste? Dann denke an Situationen, in denen sie dir beigestanden haben. Oder in denen ihr so richtig gelacht habt. Steht dort, dass du neulich eine Aufgabe richtig gut gemeistert hast? Erinnere dich an das Gefühl, das dieser Triumph in dir ausgelöst hat.
Wenn du das täglich machst, hast du jeden Tag einen fünfminütigen Glückszeitraum. Das bedeutet: Egal wie bescheiden der Tag hinterher läuft, du bist heute glücklich gewesen. Ich wiederhole nochmal: Du bist jeden Tag glücklich. Wenn das kein lohnenswertes Ziel ist.
Das vernachlässigte Glück
Glücklich sein, lachen, sich wohl fühlen, Liebe empfinden, tolle Beziehungen zu PartnerIn, Freunden und Familie haben, all das sind Dinge, die zählen. Die wichtig sind, damit wir wir sein können. Gleichzeitig sind es aber auch Dinge, die nichts zum Status oder den Finanzen beitragen, weshalb sie im hektischen Alltag oft vergessen oder zurückgestuft werden.
Wir sitzen den ganzen Tag im Büro oder gehen einer gewerblichen Arbeit nach, kommen nach Hause, füttern das Kind, kontrollieren die Hausaufgaben und versumpfen dann zwei bis drei Stunden bei Pizza mit dem/der Liebsten vor dem Fernsehen. Das nennen wir dann “Quality-Time” und “Man muss sich mal was gönnen/sich mal ausruhen”. Am nächsten Tag klingelt der Wecker und alles beginnt wieder von vorn.
Unser Fokus liegt darauf, uns ein Leben zu ermöglichen. Und damit sind wir so beschäftigt, dass wir keine Zeit mehr haben, dieses Leben auch angemessen zu führen.
Glück als Luxusartikel
Ich höre oft Sätze wie “ich habe keine Zeit, mir täglich eine halbe Stunde für mich selbst zu nehmen”. Oder “ich kann es mir nicht leisten, mich gesund zu ernähren”. Und viel, viel zu oft höre ich auch “ich kann es mir nicht leisten, krank zu werden”. “Ich darf mich nicht krankschreiben lassen, sonst bekomme ich auf Arbeit ärger.”
Der letzte Satz stammt von mir. Und ich habe ihn viel zu oft benutzt. Glücklich sein, sich um sich selbst kümmern, sich etwas Gutes tun – solche Dinge empfinden wir als Luxus. Obwohl es zum täglichen Standardprogramm gehören sollte.
Und ja ich weiß, manchmal gibt es diese hektischen Tage, an denen man nicht dazu kommt. Weil das Leben manchmal einfach passiert. Nur weil es manchmal nicht klappt, ist das aber kein Grund, es gar nicht erst zu etablieren. Glück darf kein Luxusartikel sein.
Die tägliche Dankbarkeit
Hol dir dein Glück zurück, indem du dir jeden Tag klar machst, dass du Gründe hast, um dankbar zu sein. Und zwar viele.
Am Anfang wird es sich vielleicht komisch anfühlen, über Dankbarkeit nachzudenken. Vielleicht fühlst du auch gar nichts. Oder dir fällt nichts ein. Aber du wirst sehen, dass dir mit der Zeit immer mehr Gründe einfallen, aus denen du dankbar sein kannst.
Du kannst das hier lesen? Dann kannst du dankbar sein für das mobile Endgerät oder den Computer, den du besitzt. Dass du lesen kannst – oder es eine Software gibt, die es für dich vorliest. Du kannst also sehen und/oder hören. Atmest. Und hast sicher Kleidung an. Bist du gesund? Jackpot! Hast du heute schon gegessen? Dann hast du so viel mehr, als ein riesiger Teil der Menschen auf diesem Planeten. Darfst du zur Schule gehen? Hast du Arbeit? Lebst du in Deutschland, bekommst du Geld vom Staat, auch wenn du keine Arbeit hast. Sicher kann man über die Menge und das System streiten, aber in den meisten anderen Ländern dieser Welt sitzt du ohne Arbeit auf der Straße und niemanden interessiert, ob du vor ihren Augen verhungerst.
Es gibt so unglaublich viel, für das wir dankbar sein können. Sieh dich einfach mal in dem Raum um, in dem du sitzt. Deine Pflanzen, deine Lieblingsbücher oder das Kissen mit dem tollen Aufdruck. Der coole Schreibtisch. Deine Katze, dein Hund. Damit könnte ich noch Stundenlang weitermachen.
Ich für meinen Teil empfinde Dankbarkeit, dass du meinen Artikel bis hierhin gelesen hast. Auch bin ich jedes Mal dankbar, wenn du meinen Blog aufrufst, kommentierst und die Artikel teilst. Wenn sich uns in der Diva Up!-Community jemand anvertraut und die Mitglieder sich gegenseitig unterstützen. Noch ist die Community klein, aber wir sind mehr als nur ich. Und dafür bin ich dankbar.
Wofür bist du heute dankbar? Schreib uns drei Dinge in die Kommentare!