Deine Komfortzone ist der Ort, an dem du dich sicher fühlst. Diese Zone umschließt deine bisherigen Erfahrungen, die Wege, die du schon oft gegangen bist und die Aktivitäten, die du gut kennst. Nichts in diesem Bereich ist neu und unberechenbar und genau deswegen fühlst du dich hier so wohl. Es ist sowas wie ein safe place, das kuschelig gemütliche Wohnzimmer deiner inneren Bitch, in dem sie dir Tee und Kekse serviert und dich in warme Decken hüllt, damit du nie wieder gehst.
Kennst du die Sirenen in den alten Legenden, die die Helden auf eine Insel voller Vergnügen gelockt haben, um sie dort zu behalten? Ungefähr so kannst du dir deine Komfortzone vorstellen. Dort ist alles angenehm und vor allem berechenbar und das so sehr, dass du gar nicht bemerkst, wie du dein Leben verpasst. Denn Leben, das ist das, was außerhalb dieser Zone stattfindet.
Die Angst vor dem “draußen”
Auch wenn es wichtig ist, Routinen zu entwickeln, um deine Aufgaben zu erledigen und mehr von deiner Zeit zu haben, wäre es ein Fehler, nur noch in diesen Routinen zu leben. Es ist, wie mit allem im Leben: Die Dosis macht das Gift.
Die Komfortzone verlassen ist allerdings auch etwas, das uns Angst macht. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Situationen, die wir nicht kennen, machen uns Angst. Du weißt nicht, was passiert, wenn du dich in eine neue Situation begibst. Und da du nicht weißt was kommt, weißt du auch nicht, wie du reagieren sollst. Plötzlich ist die Zukunft ungewiss und kann dir keine Sicherheit mehr bieten.
Ein solches Gefühl macht uns wehrlos, weil wir nicht wissen, ob wir das kommende meistern können. Immerhin wissen wir ja nicht, was da genau kommt.
Deine Komfortzone schrumpft
Auch mich machen neue Situationen nervös. Trotzdem zwinge ich mich immer wieder dazu, meine Komfortzone zu verlassen, um sie zu erweitern. Das ist nicht immer angenehm, aber es ist unglaublich wichtig. Denn wenn ich eines gelernt habe, dann, dass sich die Komfortzone verändert. Immer.
Und wenn du nicht dafür sorgst, dass sie größer wird, weil du immer in ihren Grenzen bleibst – dann wird sie kleiner. Dass deine Komfortzone schrumpft, wenn du die Grenzen nicht hin und wieder übertrittst, ist sogar ganz logisch. Lass uns den Vorgang anhand eines Beispiels einmal durchspielen.
Stell dir vor, du bist ein Mensch, dem es unangenehm ist, mit vielen anderen Menschen in einem Raum zu sein. Du fühlst dich unsicher, wenn viele fremde Menschen um dich herum sind, weil du sie nicht kennst und einschätzen kannst. Du weißt nicht, ob du dich mit ihnen verstehen wirst oder ob sie dich komisch finden.
Was tust du?
Du vermeidest Situationen, in denen du auf viele fremde Menschen treffen kannst. Zum Beispiel Partys, Straßenfeste und Orte, an denen es generell voll ist. Damit geht es dir erstmal gut, weil du die unangenehmen Situationen erfolgreich meidest. Außerdem sitzt deine innere Bitch dir auf der Schulter und flüstert dir ins Ohr, wie richtig diese Entscheidung ist. Immerhin musst du da ja nicht hin, fremde Menschen magst du eh nicht und überhaupt kann dich keiner dazu zwingen. Deine innere Diva, die versucht, dir klar zu machen, dass du dich davon nicht einschränken lassen darfst, ignorierst du. Denn die Bitch erzählt dir das, was angenehmer ist.
Beim Einkaufen am Wochenende bemerkst du, dass es ganz schön voll ist. Viele Menschen drängen sich in den Gängen und weil dir das zu viel ist, beschließt du, am Wochenende nicht mehr einkaufen zu gehen. Lieber holst du deine Lebensmittel an ruhigeren Tagen und zu ruhigeren Zeiten. Überhaupt ist es auf den Straßen oft ziemlich voll, weshalb du vielleicht lieber zu Hause bleibst. Du kannst ja immer noch mit Freunden telefonieren oder Besuch zu dir einladen. Allerdings ist es ganz schön anstrengend, wenn Leute vorbeikommen und irgendwie ist dein Zuhause ja auch dein sicherer Hafen. Vielleicht lädst du doch nicht so oft Leute zu dir ein. Denn dann hast du den Raum für dich und kannst ganz du selbst sein, ohne dass jemand dich vielleicht komisch findet.
Hast du bemerkt, was passiert ist? Je mehr du dich von den Grenzen deiner Komfortzone fern gehalten hast, desto näher sind sie dir gekommen. Der Grund ist einfach: Wenn du Grenzsituationen meidest, errichtest du eine neue Konfortzone, in der du dich sicher fühlst. Diese ist schon etwas kleiner als die vorherige. Die Grenzen ziehen sich enger um dich zusammen und damit du dich wieder von den Grenzen fern halten kannst, verkleinerst du die Zone wieder. Nach und nach treiben dich die Grenzen in immer kleinere Komfortzonen, bist du irgendwann unbeweglich bist.
Verschiebe die Grenzen
Stetig deine Komfortzone zu erweitern, ist ein wichtiger Teil deiner Persönlichkeitsentwicklung. Denn diese Zone bewegt sich, egal ob du es möchtest oder nicht. Du kannst nicht beeinflussen, dass sie wächst oder schrumpft – aber du kannst beeinflussen, in welche Richtung sie sich bewegt. Alles hängt damit zusammen, wie du dich verhältst. Fürchtest du die Grenzen deiner Komfortzone oder bewegst du dich regelmäßig über sie hinweg?
Auch ich habe hin und wieder Angst, die Grenzen meines Komfortbereiches zu übertreten. Ich weiß, wie sicher und warm man sich darin fühlt und meine innere Bitch hatte viel zu lange das Kommando, als dass ihre Stimme nicht auch jetzt noch sehr verlockend sein kann. Ich weiß aber auch, wie es aussieht, wenn ich ihr nachgebe.
Ein Leben mit der Bitch
Als ich noch recht jung war, hatte ich einen Freund, der mich am liebsten allein für sich gehabt hätte. Wir sind niemals raus gegangen und selbst im Sommer saßen wir nur bei ihm zu Hause. Er schloss sogar die Sonne aus, weil ihm das “zu hell” war und ich verbrachte meine Tage allein mit ihm in einem abgedunkelten Raum. Er war immer da. Morgens schrieb er mir SMS (das ist diese Steinzeitsache, die es vor WhatsApp gab), nach der Schule holte er mich ab und blieb bis Abends, nachdem er heim gefahren war, wollte er noch telefonieren und als wir endlich aufgelegt hatten, schrieb er mir noch mehrere SMS. So ging das zwei Jahre lang und ich wurde immer unglücklicher. Als ich mich endlich von ihm getrennt hatte, viel mir auf, wie klein meine Komfortzone geworden war.
Dadurch, dass er immer da gewesen war und alles übernommen hatte, hatte ich verlernt, mich um mich selbst zu kümmern. Wenn sich Freunde mit mir treffen wollten, bekam ich Panik, weil ich nicht wusste, wie ich dorthin kommen sollte. Bisher hatte er mich ja überall mit dem Auto hinkutschiert. Ich brauchte Freunde, die mir sagten, wie ich von A nach B komme – obwohl ich die selben Mittel zur Verfügung hatte, wie sie. War ich unterwegs, fühlte ich mich unsicher und fremd – in der Stadt, in der ich aufgewachsen war.
Meine Komfortzone war so sehr geschrumpft, dass ich mich nicht mehr traute, allein loszuziehen, wenn mich nicht jemand dort traf, wo ich mich auskannte. Irgendwann stellte ich fest, dass es so nicht weiter ging. Ich musste etwas unternehmen, um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Deine Komfortzone verlassen: Mach kleine Schritte
Wenn du deine Komfortzone verlassen willst, muss das nicht immer mit einem Knall passieren. Du musst nicht sofort alleine nach Brasilien reisen oder den Amazonas durchqueren, um dir und anderen etwas zu beweisen. Weißt du, was damals meine Rettung war? Ich habe entdeckt, dass in den Busheftchen der BVG in der Mitte eine Karte ist. Auf der Karte sind alle U-Bahn und S-Bahnstationen in ganz Berlin verzeichnet.
Das war meine Tür in die Freiheit. Plötzlich hatte ich etwas, wo ich nachgucken konnte. Ich verabredete mich mit meinen Freunden nicht an irgendwelchen Bars, sondern an Bahnhöfen. Die konnte ich finden. Ich konnte mir den Weg heraussuchen und alleine irgendwo hin fahren.
Für manche klingt das vielleicht lächerlich und auch ich werfe heute einfach ein paar Apps an, um den Weg zu finden. Aber damals war das für mich ein echter Durchbruch. Nach meiner ersten Fahrt war ich unglaublich stolz auf mich – ein Gefühl, dass ich ewig nicht mehr verspürt hatte.
Wenn es darum geht, deine Komfortzone verlassen zu wollen, musst du nicht immer gleich die Welt retten. Mach etwas, dass einfach, für dich aber neu ist. Such dir selbst eine Bahnstrecke raus. Erkundige dich, wie viel der Sprachkurs kostet, von dem du träumst. Geh einkaufen, wenn es voll ist oder lächele einen fremden Menschen auf der Straße an. Mach kleine Dinge, die dir unangenehm sind. Und wenn du wieder mal in eine Situation gerätst, vor der du Angst hast, denk an all die kleinen Erfolge, die du schon erlebt hast.
Füttere den richtigen Wolf
Es gibt ein indianisches Sprichwort, in dem es sinngemäß heißt, dass jeder Mensch zwei Wölfe in sich hat. Wie er sich entwickelt, kommt darauf an, welchen Wolf er füttert. Mit der Bitch und der Diva habe ich ein ähnliches Konzept aufgestellt. Die Bitch, das ist die Stimme, die dir einredet, dass du nicht gut genug bist. Dass du lieber in deiner Komfortzone bleiben und das Leben ausschließen solltest. Immerhin ist das Leben eine gefährliche Angelegenheit und es gibt unzählig viele Möglichkeiten, sich zu verletzen. Die Diva ist die andere Stimme. Die, die dich anspornt, etwas neues auszuprobieren. Die dich feiert, wenn du etwas geschafft hast, was die Bitch dir eigentlich ausreden wollte.
Schließe dich mit deiner Diva zusammen, um die Grenzen deiner Komfortzone zu erweitern. Denn auch, wenn du dich am Anfang unwohl fühlst, wirst du irgendwann feststellen, dass sich deine Komfortzone erweitert hat. Du stehst in der selben Situation nicht mehr außerhalb der Grenzen, sondern plötzlich wieder innerhalb. Weil du das, was neu war, inzwischen kennst und gemeistert hast. Und ganz plötzlich wird sich die Bitch euch anschließen, weil auch sie sich in der neuen Situation wohl fühlt – immerhin ist dir ja nichts passiert.
Die Bitch ist nicht dein Feind, ganz im Gegenteil. Sie ist ein Stück von dir, deiner Persönlichkeit. Sie ist der Teil, der sich um dich sorgt. Deine Angst, die lieber auf Nummer sicher geht und eher dein Unglück in Kauf nimmt, als sonstigen Schaden, der dir zustoßen könnte. Die Bitch ist wichtig, denn sie ist es, die dir hilft, zu überleben.
Höre ihr also zu, wenn sie spricht. Aber überlasse ihr niemals das Steuer.
Die Diva Up! Community
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Die Gruppe “Diva Up! – Minimalismus und Mindset” ist für alle Frauen da (egal, in welchem Körper sie stecken), die mehr vom Leben wollen, als nur den üblichen Job und das Feierabend TV-Programm.
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Denn eine Diva blickt auf niemanden herab – sie hilft anderen nach oben.
Die Gruppe findest du hier: Diva Up! Community
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