Ich schreibe täglich. Schon seit dem 01.09.2022. Ohne einen Tag Pause.
Deshalb kenne ich ein Gefühl ganz besonders gut: Keine. Lust.
Auch wenn mir das tägliche Schreiben inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen ist, habe ich immer noch Tage, an denen diese Unlust hochkommt.
An denen diese leise Stimme wispert: Du könntest heute auch einfach nicht schreiben.
Glücklicherweise ist durch das tägliche Schreiben auch eine andere Stimme in meinem Kopf. Die, die mir sagt, dass ich (mit heute, dem 01.07.25) seit 1.035 Tagen geschrieben habe. Dass das ca. 2 Jahre und 10 Monate sind.
Die Stimme, die mich daran erinnert, wie sehr ich mich morgen darüber ärgern würde, diesen wahnsinnig langen Streak einfach sterben zu lassen. Bei einer Hürde, die so gering ist, dass ich sie selbst mit dem größten “Keine Lust”-Gefühl einfach überwinden kann: 1 Satz.
Ein Satz, der mich ganze 30 Sekunden kostet (mehr oder weniger).
Ein Satz, der dafür sorgt, dass ich nah am Schreiben dran bleibe, selbst wenn es mal nur wenige Worte sind. Der der Grund dafür ist, dass ich dafür an anderen Tagen hunderte, vielleicht sogar über tausend Wörter schreibe, anstatt den Kontakt zum Schreiben wieder für mehrere Wochen zu verlieren (so ging es mir vor September 2022).
Wie du den Einstieg schaffst – auch ohne Motivation
Diese zweite Stimme ist in meinem Kopf sehr stark (und die erste Stimme eher schwach), eben weil ich es schon so lange mache. Am Anfang war die “Ach komm, heute nicht”-Stimme nämlich sehr viel stärker.
Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, gegen den Zweifler in dir anzugehen und dich zu stärken, auch wenn die Motivation dich mal sitzen lässt.
Wenn du dir irgendwann einen langen Streak vom täglichen Schreiben aufgebaut hast (wenn das dein Ziel ist), wird es dir leichter fallen “einfach zu schreiben”.
Bis dahin, oder falls du nicht täglich schreiben willst, aber hin und wieder eine Technik suchst, die deine Motivation ersetzt, schau dir diese 3 Strategien an, um heute noch ins Schreiben zu kommen.
1. Die 1, 2, 3-Methode: Aus dem Kopf, rein ins Tun
Diese Methode habe ich mir ausgedacht für Situationen, in denen ich von meinem Aufgabenberg überfordert bin (ohne Gewähr, dass sich nicht auch jemand anderes diese oder eine ähnliche Methode ausdachte. Zumindest habe ich noch nicht davon gehört).
Das Problem
Manchmal will ich plötzlich fünf Sachen gleichzeitig tun und das Ergebnis ist totaler Stillstand.
Beispiel:
Ich stehe in meinem Flur, die Schuhe noch an den Füßen, den Schlüssel in der einen Hand, die Tasche mit den Einkäufen in der anderen, das Handy, auf dem ich eine Sprachnachricht anhören will, zwischen die Finger geklemmt und weil es in der Wohnung warm ist, will ich das Fenster aufreißen, habe Durst und Pipi muss ich auch.
Alles davon will ich gleichzeitig ablegen, wegräumen, umsetzen. Da das nicht geht, stehe ich wie Bambi im Scheinwerferlicht, unfähig, mich zu rühren. Mein Gehirn setzt aus, weil zu viele Anforderungen gleichzeitig reinkommen.
Die Lösung
1, 2, 3 – erst das Erste, dann das Zweite, dann das Dritte. Bei dieser Methode geht es darum, einen Schritt zurückzutreten und zu schauen, was in welcher Reihenfolge Sinn macht.
Das hat 2 Vorteile:
- Es holt mich aus der Panikstarre und bringt mich zurück ins analytische, logische Denken.
- Es hilft mir, sinnvoll an die Sache heranzugehen und damit eine erste Tätigkeit auszusuchen, die meinen Stillstand bricht
In meinem Beispiel wäre das:
- Eins: Schlüssel an den Haken hängen
- Zwei: Schuhe ausziehen
- Drei: Einkaufstüte abstellen
Sobald die Runde rum ist, startet eine neue.
- Eins: Sprachnachricht starten zum Abhören
- Zwei: Fenster öffnen
- Drei: auf die Toilette gehen
Das wiederholt sich dann so oft, bis sich der Stau an Aufgaben gelöst hat und ich wieder normal durch meinen Tag gehen kann.
Was besonders gut hilft: Die Zahl und die damit verbundene Aufgabe laut vor mir aufzusagen. Das sorgt dafür, dass meine Gedanken nicht anfangen zu wandern, sondern mein Fokus auf diesem kleinen Schritt liegt, den ich gerade umsetze.
Und was hat das jetzt mit Schreiben zu tun?
Ganz einfach. Auch wenn ich diese Methode für Notfälle entwickelt habe, ist sie auf andere Situationen anwendbar.
Mangelt es dir an Schreibmotivation, kann es dir helfen, diese scheinbar große Hürde “Schreiben” in kleine, machbare Schritte herunterzubrechen.
- Eins: Dokument öffnen
- Zwei: Den letzten Satz lesen + einen neuen Satz tippen
- Drei: Dokument speichern. Fertig.
Klingt viel machbarer als ein undefiniertes “Du musst heute an deinem Roman schreiben”, oder?
2. Kurzes Zeitfenster, große Wirkung
Wenn du eher auf Zeitspannen reagierst, also eher an eine Aufgabe rangehst, wenn du weißt, dass es nur ein paar Minuten sind, kannst du das ganz gezielt ausnutzen.
Du möchtest eigentlich lieber auf die Couch? Dann stell dir vor, wie viel entspannter du deine Serie guckst, dein Buch liest, oder dein Spiel spielst, nachdem du etwas für deinen Roman getan hast!
Und das Beste: Ein Satz kostet dich eine Minute. Vielleicht auch fünf. Oder zehn. Das ist für jeden anders und du kennst dich selbst natürlich am Besten.
Setz dieses Zeitfenster in Vergleich mit der Zeit, die du gleich mit etwas anderem verbringen willst. Serien suchten für die nächsten drei Stunden? Kein Problem! Nimm davor fünf Minuten und schreibe einen Satz.
Fünf Minuten sind im Vergleich zu 3 Stunden purem Freizeitvergnügen gar nichts. Und trotzdem bist du mit deinem Roman in Kontakt geblieben. Trotzdem bist du ein Satz näher am “fertig”.
3. Accountability oder Selbstverpflichtung – was wirkt bei dir?
Ein Accountability Partner ist jemand, dem du “Rede und Antwort” stehst. Klingt erstmal schlimmer als es ist, ist aber total praktisch. Wenn du die richtige Person dafür bist.
Jemand, der deine Ziele kennt und dich fragt, ob du das gemacht hast, was du geplant hast, ist Gold wert – wenn du besser auf Druck von außen als von innen reagierst.
Was ich damit meine?
Wir sind alle unterschiedlich. Manche halten Deadlines ein, die sie mit sich selbst ausmachen, würden aber im Traum nicht daran denken, täglich zu schreiben, nur weil “das irgendwer gesagt hat”. Oder weil es jemand von ihnen erwartet (z.B. der Accountability Partner).
Andere wiederum machen mit sich selbst aus, dass sie täglich schreiben und tun es dann nicht, weil “ja niemand weiß, dass ich es nicht gemacht habe”. Sagen sie es hingegen jemandem, der dann auch eine Rückmeldung erwartet, raffen sie sich eher dazu auf.
Horche in dich hinein: Auf was reagierst du besser? Verantwortung gegenüber Dritten? Oder Verantwortung gegenüber dir selbst?
Dranbleiben – auch an Tagen ohne Motivation
Tage ohne Motivation gehören zum Schreiben dazu, aber das muss dich nicht ausbremsen. Mit den richtigen Strategien kannst du auch dann dranbleiben, wenn der innere Schweinehund besonders laut ist.
Manchmal reicht ein kleiner Impuls, um den Knoten zu lösen. Und manchmal ist es genau dieser eine Satz, der dich deinem Ziel näher bringt.
Du willst noch mehr solcher Impulse und Strategien für dich und deine Romane?
In meinem Newsletter teile ich Strategien, Tools und Denkansätze, die dir helfen, dein Autor*innenbusiness klar zu strukturieren.
Für alle, die nicht noch mehr Schreibmethoden suchen – sondern endlich Routinen, Prozesse und Klarheit für den kreativen Alltag.
Melde dich jetzt an und schaffe dir Strukturen, die dich tragen: