Plotten oder Pantsen (Bauchschreiben) – was ist besser?

Dieser Frage gehe ich in der neuen Podcast-Folge nach, stelle Vor- und Nachteile beider Schreibarten vor und finde einen klaren Liebling.

Ich bin und war schon immer begeisterte Plotterin. Oder eher gesagt eine Hybridin, weil ich zwar ein Gerüst erschaffe, meine Figuren aber nicht 1:1 an dieses Grundgerüst kette.

Aber obwohl ich super gern plotte, schreibe ich zur Zeit bereits an meinem zweiten Roman, den ich nicht vorgeplant habe (also so wirklich gar nicht, nicht mal ein einziger Stichpunkt).

Was ist plotten?

Plotten bedeutet, eine Geschichte zu planen, bevor man sie aufschreibt. Der Plot ist die Grundstruktur einer Geschichte und “das Plotten” ist das Erschaffen des Plots.

Dafür gibt es verschiedene Techniken, zum Beispiel:

  • Drei Akt Struktur
  • Heldenreise
  • Dan Harmons Story Circle
  • Schneeflockenmethode 
  • noch einige andere

Persönlich plotte ich am liebsten mit “Super Structure” von James Scott Bell. Das ist im Grunde eine Heldenreise mit 14 Stations-Punkten. Ich habe mir die einzelnen Stationen auf Karteikarten notiert und wenn ich eine neue Geschichte plane, hole ich die Karten raus und plotte damit meine Grundgeschichte.

Was ist pantsen?

Pantsen ist der englische Begriff für “aus dem Bauch heraus schreiben” oder “nach Gefühl schreiben”. Pantser oder Bauchschreiber planen nicht viel voraus. Sie haben eine vage Idee, eine Szene, einen Ort oder eine Figur und schreiben einfach los.

Hierbei geht es mehr ums fließen lassen der Geschichte, als sich an vorher überlegte Stichpunkte zu halten und diese abzuarbeiten.

Welche Methode bevorzuge ich?

Wie gesagt war ich bisher Hybridin mit größeren Anteilen einer Plotterin. Mein Plot-Prozess sah meistens aus wie folgt: 

  1. Nach meinen Karteikarten 14 Storypunkte plotten
  2. anhand der groben Stichpunkte losschreiben
  3. nach ca. 20.000 Wörtern stecken bleiben
  4. in die Szenenplanung gehen (das will mir immer nicht gelingen, wenn ich nicht zumindest 15 – 20K geschrieben habe)
  5. einige Szenen vorausplanen, schreiben, die nächsten Szenen planen usw.

Das liest sich bestimmt chaotisch, aber es war Chaos mit System.

Bis ich im November letzten Jahres spazieren ging und plötzlich ein Romananfang in meinem Kopf auftauchte. Es war nicht einfach nur eine Idee, so wie sonst, sondern die Geschichte selbst. Ich tippte noch während des Spaziergangs die ersten 150 Wörter direkt in mein Handy.

Zurück am Laptop schrieb ich weiter, ohne die geringste Ahnung, worum es in dem Roman geht, oder in welchem Genre er Zuhause sein wird.

Ich bin ehrlich:Bisher habe ich NIE verstanden, wie Leute ihre Romane “einfach so” schreiben konnten. Und plötzlich saß ich da und die Geschichte floss ohne jegliches Grundgerüst einfach aus mir heraus. Das war total seltsam (aber auch cool).

Das hat mich das Bauchschreiben gelehrt

Als ich mit diesem neuen Roman anfing, hing ich gerade in einer üblen Schreibflaute fest. Zwar brachte ich jeden Tag einige Wörter (für Savage Band 6) zu Papier, aber ich war nicht wirklich glücklich mit dem, was ich schrieb und konnte meine Schreiblust einfach nicht entfachen.

Diesen neuen Roman einfach anzunehmen und fließen zu lassen, war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte! Das Buch war total ungeplant, also liegt es momentan bei mir in der Kategorie “Spaßprojekt” und das ist völlig in Ordnung so!

Der Schockmoment: Ich kann nicht mehr plotten!

Irgendwann war meine Schreiblust wieder soweit hergestellt, dass ich endlich wieder ein Buch schreiben wollte, das ich veröffentlichen kann (aka eines meiner geplanten Projekte). 

Also setzte ich mich an einen Roman für mein neues Pseudonym Aria Hunter. Ich wusste ungefähr, dass ich über Drachenshifter an einer Akademie schreiben wollte. Und es sollte ein Reverse Harem werden, in dem die Heldin alle drei ihrer Shifter Love Interests behalten kann.

Ich setzte mich also wie gewohnt zum Plotten hin … und hatte nichts.

Egal wie oft ich mich an den Plotpunkten abrackerte, die für mich vorher immer funktioniert hatten (die Super Structure von Bell), ich bekam nicht einen Storypunkt ausformuliert. Da waren einfach keine Ideen, keine Hinweise, gar nichts.

Das war für mich natürlich erstmal ein Schock und einer der ersten Gedanken war “Ich habe das Plotten verlernt”.

Natürlich ist das Quatsch, denn nach jahrelangem Plotten und insgesamt um die 13 Romane habe ich das Plotten ja nicht von heute auf morgen verlernt. Trotzdem saß ich unumstritten fest und kam nicht weiter.

Da das Bauchschreiben (pantsen) für mich in den letzten Wochen aber so gut funktioniert hatte, ließ ich es darauf ankommen. Und siehe da – die Geschichte floss genauso einfach aus mir heraus wie die vorherige.

Und nun? Bin ich jetzt Pantser statt Plotter?

Plotten oder Pantsen, was ist besser?

Nachdem ich beide Techniken intensiv ausgetestet habe, sehe ich für beides Pro und Contra Punkte.

Vorteile beim Plotten

Ein absoluter Vorteil sind für mich die Struktur und das Sicherheitsgeländer, an dem ich mich festhalten kann. Ich kann schon vorab sehen, ob Punkte sich hinterher streiten, oder ob die Geschichte gut fließen kann. Den Rest entdecke ich dann beim Schreiben.

Vorteile beim Pantsen (Bauchschreiben)

Ich mag es, dass ich die Geschichte genießen kann, während ich sie schreibe. Dass ich jeden Tag neu entdecke, wie es weitergeht und mich darauf freue zu sehen, was heute passiert.

Nachteile beim Plotten

Ich bin zwar Autorin, aber noch mehr bin ich Geschichtenerzählerin. Wenn ich zu intensiv plotte, kann es passieren, dass meine Geschichtenerzählerin dann schon zufrieden ist. 

Weil ich die Geschichte erzählt habe. Sie ist aber noch nicht in einer Form, die ich veröffentlichen kann. In dem Fall ist es für mich dann extrem harte Arbeit, die Geschichte aufzuschreiben und dann auch noch zu überarbeiten. Denn sobald die Story erzählt ist, bin ich fertig damit und mit dem Herzen schon auf dem Weg zur nächsten.

Nachteile beim Pantsen (Bauchschreiben)

Das Schreiben ohne Plan bringt für mich extreme Unsicherheiten mit, wie zum Beispiel: 

  • Wie lang wird das Buch?
  • Wann bin ich damit fertig / wann kann ich die Veröffentlichung planen?
  • Macht die Geschichte im weiteren Verlauf noch Sinn, wenn es ein Mehrteiler wird, oder verlaufe ich mich am Anfang und bemerke das erst in Band 3, wenn Band 1 und 2 schon veröffentlicht sind?
  • Kann ich Auszüge und Zitate auf Instagram teilen, wenn der Ausschnitt es hinterher vielleicht gar nicht ins Buch schafft?

Fazit: Plotten oder Pantsen?

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich beim Plotten schon “auserzähle”, ist mir das Plotten definitiv lieber. Ich möchte die Planungssicherheit haben und ich liebe es einfach, Geschichten zu brainstormen, mit einer Autoren-Freundin durchzukauen und zu sehen, wohin das ganze führt.

Ich möchte wissen, wie viele Bücher ich einplanen muss, um ein gutes und stimmiges Cover-Konzept mit meiner Designerin zu besprechen. Dasselbe gilt für die Launchplanung, den Marketing-Plan und so weiter. 

Es gibt so viele Punkte, die abhängig davon sind, wann ein Buch fertig wird und die ich besser und sicherer einplanen kann, wenn ich gewisse Grundinformationen zu meinem Roman habe. 

Für mich ist Professionalität ein wichtiger Punkt bei meinen Romanen. Ich möchte meinen Leserinnen und Lesern gleichbleibende Qualität liefern und das schaffe ich am besten, wenn ich einen Roman als Projekt mit Deadlines und gewissen Strukturen angehe. Die Freude an der Geschichte bleibt mir dabei trotzdem erhalten.

Das bedeutet natürlich nicht, dass Bücher, die ich mit Bauchschreiben bzw. Pantsen erschaffe, qualitativ schlechter sind. Aber es gibt für mich einfach mehr Unsicherheiten, was die Planung der Veröffentlichung und all die Dinge drumherum und die Folgebände angeht.

Was tun, wenn das Plotten nicht mehr funktioniert?

Ich liebe also das Plotten, kann es gerade aber nicht umsetzen. Und nun?

Werde ich weiter aus dem Bauch heraus schreiben. Mir bleibt nichts anderes übrig, solange sich mein Hirn beim Plotten abschaltet und ich nichts zustande kriege.

Mit anderen Worten: Ich bleibe offen und gehe den Weg, der jetzt gerade für mich funktioniert! Loslassen, Veränderungen zulassen und darauf hören, was mein Bauchgefühl und mein Kopf mir zu sagen versuchen, ist eines der großen Learnings aus 2023.

Natürlich habe ich ein bestimmtes Bild von mir als Autorin im Kopf, aber das bedeutet nicht, dass ich das auf Biegen und Brechen durchsetzen muss, wenn es gerade so eben nicht geht.

Wenn das Buch fertig ist, werde ich es nochmal durchlesen und die Plotpunkte einfach hinterher rausschreiben. Vielleicht kann ich mit dieser Grundlage den zweiten Band ganz grob plotten, bevor ich den ersten veröffentliche, um zu sehen, ob alles stimmig ist, oder ich in Band zwei auf ein Problem stoßen würde, das ich jetzt in Band eins noch schnell anpassen könnte.

Jetzt interessiert mich natürlich noch, wie du am liebsten ans Schreiben herangehst. Bist du Plotter, Pantser, oder eine Mischung aus beidem? Schreib es mir in die Kommentare!