Täglich schreiben, ist das wirklich gut für dich? Ist es zu viel Druck? Oder ist es vielleicht genau das, was du brauchst, um aus deiner Schreibblockade rauszukommen?

Letztes Jahr hatte ich selbst ein riesiges Schreibtief, das mich irgendwann vollständig vom Schreiben abgehalten hat. Über tägliches Schreiben konnte ich nur lachen, war ich doch froh, wenn ich es einmal im Monat hinbekam, mich für ein paar Zeilen an den Laptop zu setzen.

Das ging so lange, bis ich genug hatte und beschloss, aus dem Schreiben eine Gewohnheit zu machen und endlich nicht mehr täglich mit der Frage kämpfen zu müssen: Schreibe ich heute?

In der aktuellen Folge erfährst du alles über meine Beweggründe, wie die Erfahrung für mich war, und was ich an Tagen gemacht habe, an denen es mal nicht so gut lief. Viel Spaß beim Anhören!

Links zur Folge

Die Webseiten meiner Pseudonyme findest du hier:

 

Da es zu diesem Thema eine Menge zu erzählen gibt, habe ich die Episode (und auch den Artikel) in zwei Teile geteilt. In diesem ersten Teil werden wir die folgenden fünf Fragen beleuchten: 

  • Wie kam es dazu / warum hab ich das gemacht?
  • Habe ich WIRKLICH jeden Tag geschrieben?
  • Wie war das für mich?
  • Hatte ich irgendwann zwischendrin eine Schreibblockade?
  • Was habe ich an Tagen gemacht, an denen es mir mal nicht so gut ging?

Täglich Schreiben: Wie kam es dazu?

Wie schon gesagt, war ich letztes Jahr (2022) in einem Schreibtief. Keines meiner Projekte konnte mich so richtig zufrieden stellen und ich wusste einfach nicht mehr weiter. 

Über die genauen Gründe dazu habe ich übrigens in der FolgeVom Schreiben Leben – Muss das wirklich sein?” gesprochen. Wenn du sie noch nicht kennst, hör doch gern mal rein!

Die deutlichste Auswirkung dieses Tiefs war die Tatsache, dass ich nicht mehr schrieb. Glücklicherweise war das auch die, gegen die ich am einfachsten etwas unternehmen konnte. Und zwar, indem ich mit dem Schreiben wieder anfing.

Der erste Schritt war es, mir ein kleines Ziel zu setzen. Ich wollte wieder schreiben, also nahm ich mir vor, den ganzen September 2022 jeden Tag zu schreiben. Die Menge war dabei egal, Hauptsache ich hab mein Manuskript geöffnet und einen Satz geschrieben. Alles danach war nur Bonus.

Um meinen Fortschritt festzuhalten, habe ich in meinem Weekly-Planner vorn in der Jahresansicht täglich einen Eintrag gemacht, sobald ich geschrieben habe.

Der September ging unglaublich schnell vorbei und als es auf den November zuging, dachte ich mir “Hey, das kannst du auch noch bis Ende des Jahres durchziehen!”. Von da an war es über “sechs Monate klingt besser als vier Monate” zu “Was soll der Geiz, ich ziehe es ein Jahr durch” nicht mehr weit.

Um der Sache noch etwas mehr Pepp zu geben, habe ich zusätzlich jeden Monat eine Steigerung eingebaut:

  • Sep: Jeden Tag schreiben, egal wie viel
  • Okt: Jeden Tag mindestens 100 Wörter
  • Nov. täglich 200
  • Dez: täglich 300
  • Jan: täglich 400
  • Feb: täglich 500

Bei mindestens 500 Wörtern täglich habe ich dann die Grenze gezogen, weil ich gemerkt habe, dass das für mich ein guter Sweetspot ist.

Habe ich wirklich jeden Tag geschrieben?

Ja. Egal ob Weihnachten oder Silvester war, ich Geburtstag hatte oder als ich krank wurde. Ein paar Minuten haben sich immer gefunden und es hat mein Leben auch in keinster Weise eingeschränkt. Über Weihnachten habe ich meine Familie besucht, an Silvester war ich bei einer Freundin und zum Geburtstag hatte ich Übernachtungsbesuch.

Am Morgen, Abend oder zwischendurch gab es immer mal fünf ruhige Minuten, in denen ich schnell einige wenige Worte tippen konnte, um die Gewohnheit weiter aufzubauen und zu stärken.

Ab März bin ich dann vom Challenge-Zeitraum in den normalen Schreiballtag übergegangen. Wenn es also mal nicht 500 Wörter wurden, weil ich zu müde oder der Tag zu anstrengend war, wurden es eben weniger. Aber mindestens immer ein Satz.

Ich lernte schnell, tägliches Schreiben ist möglich und auch einfach, nachdem ich:

  1. meine Erwartungen an mich selbst entsprechend ausgerichtet hatte (es müssen nicht auf Krampf x Wörter pro Tag sein) und ich mir
  2. klar gemacht habe, wie wenig Zeit Schreiben in Anspruch nehmen kann, wenn es mal nicht anders geht (und dass man trotzdem etwas sinnvolles Zustande bringen kann, wenn man sich in diesen wenigen Minuten auch konzentriert).

Wie habe ich tägliches Schreiben erlebt?

Um das zu erforschen, lass uns gleich bei der Einteilung des Jahres in die zwei Bereiche bleiben:

Challenges (Monat 1 – 6)

Die ersten sechs Monate waren für mich sehr motivierend und vor allem auch Augen öffnend. Ich habe gelernt, anders mit mir selbst umzugehen und mich als Autorin nochmal neu wahrzunehmen.

Ein Beispiel: 

Vor dem Schreibjahr habe ich mir ständig “bewiesen”, dass ich es nicht (mehr) kann. Dass ich nicht gut genug schreibe, dass ich keine guten Plots hinbekomme und daher auch nichts zum Schreiben habe und dass ich mich generell super schwer mit allem tue. Ich hatte mir angewöhnt, das Schreiben lieber zu planen und dann doch aufzuschieben, als wirklich Worte aufs Papier zu bringen.

In den ersten sechs Monaten habe ich mir dann plötzlich genau das Gegenteil bewiesen. Dass ich schreiben kann! Dass ich nicht mal einen Plot dafür brauche, sondern es notfalls auch aus dem Bauch heraus fließen lassen kann, wenn die Geschichte von selbst zu mir kommt. Und vor allem, dass ich mich sogar monatlich steigern und die Challenges tatsächlich bestehen kann. Ich war also nicht nur gut, ich wurde sogar jeden Monat besser!

Schreiballtag (Monat 7 – 12 und fortlaufend)

Nach der erfrischenden ersten Zeit setzte ab dem 7. Monat herum der Schreiballtag ein. Ich hatte keine immer höher wachsenden Ziele mehr, sondern legte es eher darauf an, dranzubleiben und die neue Gewohnheit Tag für Tag zu festigen.

Na klar war nicht immer alles rosa Sonnenpups. Ich hatte auch Tage dabei, an denen ich mir abends dachte “Ugh, ich muss ja noch schreiben!”, gefolgt von einem sehr wehleidigen Gesichtsausdruck (der mein Manuskript leider so gar nicht beeindruckt hat).

Aber je länger ich durchzog, desto seltener wurden diese Tage und irgendwann löste sich das Drama in meinem Kopf auf. Ich war an einigen Abenden genauso müde und genauso unlustig wie zuvor, wenn mir auffiel, dass ich noch nicht geschrieben hatte. Und trotzdem dachte ich nicht mehr “Ugh”, sondern nur noch “Oh, ach ja, da war ja was.” Ich habe mein Manuskript geöffnet, ein paar Wörter geschrieben und war fertig für den Tag. 

Allein das Wissen, dass ich nach 100 Wörtern oder auch nur einem Satz einfach aufhören kann, wenn ich wirklich keine Lust habe, hat unglaublich viel Druck rausgenommen. Und manchmal habe ich dann aufgehört zu schreiben und festgestellt, dass ich noch 1.500 Wörter in die Tastatur gehackt hatte. Upsi.

Schreibblockade: Ist das in dem Jahr passiert?

Kurz gesagt: Nein.

So sehr ich mich vorher auch selbst blockiert und mir Steine in den Weg gelegt hatte, sobald der Entschluss “Ich mach das jetzt” einmal getroffen hatte, floss es plötzlich.

Wenn ich in einem Projekt stecken blieb und partout nicht mehr vorankam, habe ich mich einem anderen gewidmet. Ich dachte mir, für irgendwas müssen die dreitrillionen Plotbunnys ja gut sein, so keep going baby!

Das Ziel bei dieser Aktion war es ja nicht, ein einzelnes Buch zu beenden und zu veröffentlichen. Das Ziel war es, mir tägliches Schreiben anzugewöhnen und wenn ein Buch in dem Moment für mich nichts mehr hergab, nahm ich mir ein anderes vor.

In dem Jahr habe ich übrigens trotzdem ein Buch beendet, ein paar sind angefangen und aktuell sitze ich am letzten Drittel eines ersten Bandes, das jetzt auch auf das Ende zusteuert. Wie viele Wörter ich in diesem Jahr geschrieben habe, erfährst du in Part 2.

Tägliches Schreiben: Was tun, wenn der Tag blöd war?

Du wirst diese Antwort sicher hassen, aber: Schreiben.

Wenn der Tag blöd war, dann schreibst du trotzdem.

Für mich hat sich herausgestellt, dass meine größte Hürde war, das Dokument zu öffnen. Das klingt vielleicht seltsam, aber am bereits hochgefahrenen Laptop zu sitzen und einfach nur in den Ordner mit meinem Schreibprojekt zu gehen und es doppelt anzuklicken, war vor meinem Schreibjahr soooo hart!

Egal wie sehr ich versucht habe, mich zu motivieren, plötzlich hing ich auf der Couch und scrollte durch Instagram.

Und jetzt? Jetzt ist es egal, wie spät es ist, wie müde oder lustlos ich bin, ich öffne mein Dokument einfach auf Autopilot, lese mich ein und schon bin ich voll drin und kann wenigstens ein paar Sätze schreiben.

An den meisten Tagen bemühe ich mich, mindestens 500 Wörter zu schreiben, oft werden es auch mehr, wenn ich richtig müde bin, sage ich mir “wenigstens 100” und wenn ich wirklich so richtig auf dem Zahnfleisch krauche, dann ist mein Notfall-Minimum immer noch “ein Satz”.

Der kann übrigens auch so aussehen: “Meinetwegen”, sagte ich.
Zack! Geschrieben!

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