Ich habe ein Jahr lang täglich geschrieben und kann es immer noch kaum glauben! In dieser Folge meines Podcasts geht es darum, was meine größten Erkenntnisse aus diesem Jahr waren, ob ich es wieder tun und ob ich anderen (aka dir) dazu raten würde.

Das hier ist der zweite Teil der Podcastfolge “1 Jahr täglich schreiben! Was ich daraus gelernt habe”. Im ersten Teil haben wir über diese fünf Fragen gesprochen: 

  • Wie kam es dazu / Warum hab ich das gemacht?
  • Habe ich WIRKLICH jeden Tag geschrieben?
  • Wie war das für mich?
  • Hatte ich irgendwann zwischendrin eine Schreibblockade?
  • Was habe ich an Tagen gemacht, an denen es mir mal nicht so gut ging?

Wenn du den ersten Teil noch nicht gehört hast, empfehle ich dir, zuerst Part 1 zu hören. Du findest die Folge hier.

Im zweiten Teil wenden wir uns folgenden fünf Fragen zu: 

  • Was habe ich gemacht, als mir “das Buch ausging”?
  • Wie viele Wörter habe ich während der Aktion geschrieben?
  • Was sind die drei wichtigsten Dinge, die ich gelernt habe?
  • Würde ich es wieder tun?
  • Würde ich es dir empfehlen?

Viel Spaß beim Anhören!


Links zur Folge

 

Was habe ich gemacht, als mir “das Buch ausging”?

Tägliches Schreiben produziert im Laufe eines Jahres vor allem eines: Viele, viele Wörter.

Mehr Wörter, als in ein Buch passen (zumindest bei der durchschnittlichen Länge meiner Romane).

Das wirft natürlich früher oder später die Frage auf, was ich tun kann, wenn ich ein Manuskript fertig geschrieben habe und am nächsten Tag sofort weiter schreiben muss.

  • Morgens schreiben und abends schon das nächste Buch Plotten?
  • Irgendwelchen Blödsinn schreiben?
  • Eine Kurzgeschichte einschieben?

In meinem Fall hieß die Lösung: Auf mein Bauchgefühl vertrauen und einfach das nächste Projekt anfangen. Das habe ich auch gemacht, wenn ich in einem Manuskript stecken blieb und nicht mehr weiterkam. Denn auch, wenn das Jahr ein Erfolg war, heißt das nicht, dass immer alles total glatt lief. Ich habe mir lange Zeit selbst Steine in den Weg gelegt und dadurch verhindert, etwas fertigzustellen (mehr dazu und wie ich es überwunden habe, findest du in diesem Artikel).

Trotzdem habe ich mich von meinem Ziel, ein Jahr lang täglich zu schreiben, nicht abhalten lassen. Als ich das Manuskript für mein Reverse Harem Projekt mit Drachen Shiftern fertig hatte, habe ich mit Band zwei angefangen. Sobald es dort nicht mehr weiterging, habe ich zu einem Dark Romantasy Roman gewechselt, der mir schon eine Weile als Idee im Kopf herumschwirrte.

Nichts davon war geplottet, aber alles war als Idee vorhanden und durch das konstante tägliche Schreiben war meine Kreativität so angekurbelt, dass die Geschichten einfach kamen und ich sie nur noch aufschreiben musste. Auch das ging an einigen Tagen besser als an anderen. Aber es funktionierte an jedem Tag, selbst wenn es manchmal nur wenige Wörter waren.

 

Wie viele Wörter habe ich während der Aktion geschrieben?

Das ist natürlich eine spannende Frage, denn wenn ich ein Jahr meiner Zeit investiere, bin ich natürlich auch gespannt, was mir das Ganze gebracht hat (neben der neuen Schreibroutine und allen anderen Vorteilen).

In den zwölf Monaten, vom 22.09.2022 bis zum 31.08.2023 habe ich insgesamt 203.467 Wörter geschrieben.

Das macht grob gerundet 572 Wörter pro Tag. Rechnen wir mit ca. 60.0000 Wörtern pro Manuskript, sind das drei komplette Rohfassungen und eine angefangene mit 23.467 Wörtern.

Und das alles ganz ohne Stress mit entspannten 572 Wörtern pro Tag (bei meiner Schreibgeschwindigkeit sind das ca. 20 – 30 Minuten Schreibzeit). 

Nicht schlecht!

 

Was sind die drei wichtigsten Dinge, die ich gelernt habe?

In diesem Jahr habe ich eine Menge gelernt. Oft kleine Dinge, die einzeln gesehen gar kein so großes Ding sind, in ihrer Gesamtheit aber irgendwann einen echten Aha-Effekt auf mich hatten.

Besonders herausgestochen sind aber diese drei Erkenntnisse: 

 

1. Ich habe meine größte Hürde erkannt (und überwunden)

Meine größte Hürde mag dir vielleicht klein oder gar lächerlich erscheinen, für mich aber war es eine hohe Mauer. Bereit?

Mich tatsächlich hinzusetzen und das Dokument zu öffnen.

Das wars schon! Ich wusste, wenn ich das Dokument öffne, “muss” ich schreiben. Dann muss ich mich der Tatsache (falscher Glaubenssatz) stellen, dass ich “nicht schreiben kann”. Diese falsche Annahme und die negativen Gedanken über mich selbst haben in meinem Kopf so eine Kettenreaktion ausgelöst, dass ich am Ende schon an der ersten kleinsten “Hürde” gescheitert bin: Dem Klick auf das Dokument.

Wie ich das überwunden habe? Mir blieb nichts anderes übrig! Das Ziel war es, jeden Tag zu schreiben und um das zu tun, muss ich das Dokument öffnen, in dem ich schreibe.

Diesen einen Klick habe ich am Anfang noch mit der Motivation und Aufregung einer neuen Herausforderung gemacht und schon bald wurde er zum “no brainer” und schließlich war die Hürde keine Hürde mehr.

 

2. Ich kann konsistent und trotzdem sanft zu mir sein

Wenn wir hören, dass jemand täglich schreibt, ohne Ausnahme, ist unser erster Gedanke oft, “Uff. Die arme Person.” Da wird sich gequält und täglich angetrieben und wann gibt es denn mal einen freien Tag. Hat diese Person überhaupt noch ein Leben? Hat sie überhaupt Aufgaben, Freunde, Familie? Vermutlich nicht.

Falsch.

Tägliches Schreiben muss weder super viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen, noch eine Qual sein. Und ja, heute schaffe ich in der Regel 500 Wörter minimum pro Tag und ja, es kostet mich in der Regel nur um die 20 Minuten.

Aber das bedeutet nicht, dass man das nur schafft, wenn man schon an diesem Punkt ist. Ich war auch nicht an diesem Punkt, als ich gestartet bin, sondern habe mich dorthin vorgearbeitet. Und zwar ohne Peitsche und Qual, sondern ganz entspannt. Es ist möglich, es dauert eben nur ein wenig.

 

3. Konzentriere dich auf eine (!) Sache

Das war für mich keine neue Erkenntnis in dem Sinne, sondern eher ein zähneknirschendes Eingeständnis an etwas, das ich schon wusste (aber nicht wahrhaben wollte).

Ich bin ein eher ungeduldiger Mensch und wenn ich Ziele habe, möchte ich alles gleichzeitig umsetzen und so schnell wie möglich erreichen. Dummerweise habe ich Jahre an Erfahrung in der Tatsache, dass das für mich nicht funktioniert.

Dadurch, dass mein Hauptziel in diesem Jahr darin bestand, täglich zu schreiben und alles andere, die Challenges, die Mindestwortanzahl, das Fertigstellen von Projekten, etc. nur die zweite Geige gespielt hat, habe ich mein Ziel erreicht. Und das ohne mich zu stressen.

Und jetzt habe ich über 200.000 Wörter an Rohmaterial, die ich vor einem Jahr nicht hatte.

 

4. (Bonus): Triff einmal die Entscheidung und halte dich dann daran

Dadurch, dass ich mich nur auf eine Sache konzentriert habe, gab es auch nur eine Entscheidung, die ich treffen musste. Ich schreibe täglich.

Mit jeder Entscheidung, die wir treffen (müssen), verbrauchen wir Energie. Ich habe einen Haufen Energie eingespart, indem ich eben nicht jeden Tag neu entschieden habe “Schreibe ich heute?”. Denn das habe ich bereits entschieden.

Die neue Frage, die ich mir jetzt täglich stellte, war nur noch: “Habe ich heute schon geschrieben?” und die Reaktionen waren ebenfalls vorentschieden.

  • Ja – super, dann kann ich mich entspannen.
  • Nein – Dokument auf, mindestens einen Satz tippen.

 

Würde ich es wieder tun?

Ja.

Ja, ja, ja, ja, immer wieder!

Nicht nur habe ich viel über mich selbst gelernt, auch die anderen Vorteile, wie mehr Kreativität, bessere Laune, das Gefühl, täglich etwas zu schaffen, selbst an sonst “faulen” Tagen und die Freude, so intensiv in Kontakt mit meinen Geschichten zu stehen, haben einen viel zu positiven Einfluss auf mein Leben, als das ich sie im Moment missen möchte.

Außerdem habe ich nach einem Jahr natürlich nicht einfach gesagt: “Danke für die Routine, ich breche sie jetzt direkt wieder.”

 

Würde ich es dir empfehlen?

Ist es dein Ziel: 

  • täglich zu schreiben?
  • aus einer Schreibflaute herauszukommen?
  • oder dich selbst herauszufordern?

Dann empfehle ich es auf jeden Fall.

ABER: Das bedeutet nicht, dass du dich unbedingt 1:1 daran halten musst, wie ich es umgesetzt habe. Wenn meine exakte Vorgehensweise nicht in dein Leben oder zu dir als Person passt, dann nimm das Wissen aus diesem und dem letzten Artikel einfach als Blaupause und passe es so an, dass es für dich funktioniert.

Beispiel:

Du möchtest die Challenges machen, aber jeden Monat täglich 100 Wörter mehr zu schreiben, als im Monat davor, ist eine zu große Steigerung? Dann schreib täglich 50 Wörter mehr als im Monat davor. Oder 10. 

Oder schreibe täglich zwei Sätze anstatt einem und im Monat darauf drei Sätze. Du kannst die Herausforderungen so groß oder klein gestalten, dass sie für dich perfekt sind.

Tipp: Sei dabei ruhig mutig und fordere dich auch ein wenig heraus. Es kann sehr hilfreich sein, sich selbst aus der eigenen Komfortzone herauszulocken, solange du dich dabei nicht komplett überforderst.

 

Bonus-Tipp: Nutze deine Eigenheiten für dich aus

Mein Hirn rennt schreiend im Kreis, wenn ich in einer Reihe an Zahlen (oder Kreuzchen oder was auch immer) ein Loch sehe.

Bedeutet: Wenn ich in einem Jahreskalender z.B. täglich meine Wortanzahl eintrage und dann sind da ein oder mehrere Felder leer, weil ich an den Tagen nicht geschrieben habe, macht mich das kirre.

Und genau aus diesem Grund habe ich meine tägliche Wortanzahl in einen Jahreskalender eingetragen. Denn das Wissen darum, dass dort ein Loch in der Reihe ist, wenn ich es nicht hinbekomme, das Dokument zu öffnen und wenigstens einen Satz zu tippen, war einer der größten Motivatoren an Tagen, an denen ich müde oder schlichtweg lustlos und doch mal versucht war, meine Entscheidung mit Argumenten anzuzweifeln.

Schnell einen Satz zu tippen, tut mir nicht weh. Für immer dieses Loch in der Zahlenreihe zu sehen, schon.

Überlege dir also: Gibt es etwas, das dich auch kirre macht? Kannst du das für dich ausnutzen, um es in eine aktive Hilfe beim täglichen Schreiben umzuwandeln? 

Hast du schon Erfahrungen mit täglichen Schreiben gemacht, oder hättest du Lust, dieses Projekt zu starten? Dann lass mir einen Kommentar da und verrate mir, was dich zu dieser Entscheidung geführt hat!